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Terroranschlaege in Bruessel

Glenn Greenwald über die Terroranschläge in Brüssel

26. März 2016

Glenn Greenwald über die Terroranschläge in Brüssel


Am 24. März 2016 sprach der Pulitzerpreis gewinnende Journalist Glenn Greenwald​ bei Democracy Now!​ über die aktuelle Situation in Brüssel, sowie die Präsidentschaftswahl in den U.S.A.. Glenn Greenwald ist bekannt als enger Vertrauter von Edward Snowden​ und er veröffentlichte die streng Geheimen NSA-Dokumente.  acTVism Munich hat Auszüge aus dem von „Democracy Now!“ veröffentlichten Transkript sinngemäß ins Deutsche übertragen. Um das vollständige Transkript in Englisch zu lesen, klicken Sie hierTerroran


„AMY GOODMAN: „…Glenn, reden Sie zuerst darüber, was in Brüssel passiert ist und über die Reaktion der U.S.A.

GLENN GREENWALD: Was wir in Brüssel gesehen haben, erfolgt genau nach dem gleichen Schema, dass wir letztendlich bei jedem Terrorangriff der letzten 15 Jahre wiedererkennen konnten. Das Gefühl einer Balance zwischen Sicherheit auf der einen Seite und Bürgerrechte, sowie Privatsphäre und ein gezwungenes Budget für die Militär- und Nachrichtendienste auf der anderen Seite, gibt es nicht. Jedes mal, wenn es zu einem Terrorangriff kommt – jedes mal – treten Politiker wie Hillary Clinton und Ted Cruz hervor und sagen, dass wir mehr von dem, was wir bisher gemacht haben, benötigen. Mehr für Geheimdienste, mehr für die Überwachungsverwaltung, mehr für militärische Präsenz, mehr für Sicherheit. Sehen Sie, stellen Sie sich mal vor, bei keinem Autounfall würde gesagt werden, „also, wir akzeptieren den Gedanken, dass es Todesfälle geben wird, solange es Straßen gibt.“ Stattdessen heißt es, „wir brauchen strengere Sicherheitsvorkehrungen für Autos. Wir müssen das Tempolimit noch weiter beschränken.“ Die Realität zeigt allerdings, dass es in einer offenen Gesellschaft immer Menschen geben wird, die diese Gewalt zurückbringen möchten und damit Erfolg haben werden. Vor allem, wenn deine Regierung ununterbrochen und weltweit Menschen bombardiert. Du kannst diese Menschen nicht in jedem einzelnen Fall aufhalten. Und es ist nicht unbedingt die Regel, dass jeder Terrorangriff bedeutet, mehr Sicherheitsvorkehrungen aufzubauen, oder mehr Datensammlung sowie mehr Sicherheits- und militärische Abenteuer auf der Art und Weise, wie sie reflexartig von Politikern gefordert wird.

Ich denke es ist wichtig, ein paar Anmerkungen bezüglich Brüssel anzusprechen. Erstens, dass der Brüsseler-Terrorangriff der Vierte hintereinander ist, nach Boston, nach dem Charlie-Hebdo- Massaker und den Pariser Angriffen, in denen Geschwister Herz der Planungen waren. Und genau wie bei den drei erwähnten vorherigen Angriffen, wurden auch diese von Menschen ausgeführt, die aus derselben Nachbarschaft stammten. Die sehr nah einander leben und die sich höchstwahrscheinlich persönlich trafen um die Anschläge zu planen. Trotzdem ist es der Gedanke von westlichen Politikern zu sagen: jedes Mal, wenn ein Angriff erfolgt ist, bedeutet es, dass wir einen Krieg gegen Verschlüsselung führen müssen, wir brauchen mehr Überwachung, wir brauchen mehr Polizei in diesen Nachbarschaften. Doch die Realität zeigt, dass diese Leute sich persönlich treffen. Wenn du darüber sprichst, dass Cousins und Familienmitglieder, sowie Menschen, die die gleiche Moschee besuchen, sich persönlich treffen, um ihre Anschläge zu planen, dann wird nichts davon helfen.

Was wirklich erstaunlich ist, wenn Sie den Grundtenor der Diskussionen der Medien zu diesen Angriffen hören – und ich hatte das Pech mir stundenlang CNN und MSNBC Übertragungen anhören zu müssen, da ich momentan Reise—dass diese eine Frage nie gestellt wird: „Was ist das Motiv der Attentäter? Warum sind Leute, die in ihren zwanzigern und dreißigern sind, dazu bereit, ihr Leben zu opfern, um unschuldige Menschen auf grausame Art und Weise zu töten?“ Letzten Endes ist es nicht schwer heraus zu finden. Sie benennen es, was wahrlich nicht schwierig ist. Es heisst, dass die Länder, die im Visier der Terroristen stehen – Frankreich, Belgien und die U.S.A., sowie Andere – den IS im Irak und Syrien bombardieren. Und so ist es natürlich zu erwarten – das bedeutet nicht, dass es gerechtfertigt ist, es ist nie gerechtfertigt Unschuldige zu töten, aber es ist natürlich zu erwarten – dass der IS die Länder die ihn attackieren auch zurück bombardieren und angreifen wird . Genau wie die U.S.A., die in den letzten 15 Jahren eigenhändig den Kriegszustand deklarieren und mehrere Länder angreifen dann überrascht sind, sobald Andere kommen und uns bekämpfen wollen. Daher denke ich, ist es nicht wichtig zu behaupten, dass wir mehr Geheimdienstarbeit und Bombardements brauchen. Aber es ist wichtig zu fragen, was wir tun können, um diesen Willen in den Köpfen der Genannten zu verringern – Menschen, die sich dabei selbst umbringen.Vor allem aber auch, die Minimierung der Unterstützungsstruktur die sie aufgrund der anti-Amerikanischen und anti-Europäischem Sentiments erfahren, der durch diese ganze Gewalt auf der Welt entsteht.

NERMEEN SHAIKH: „… Was der islamische Staat explizit über ihre Motivationen in einem Newsletter, der sich nach den Paris-Angriffen verbreitete, offenbarte, beinhaltete eine Schwächung des Zusammenhalts innerhalb der Europäischen Union und die Mitgliedsstaaten wirtschaftlich verhungern zu lassen. Was machen Sie daraus, Glenn?

GLENN GREENWALD: Also, wir haben diese Art von Mitteilungen und Rationalität bereits sehr früh durch Al-Qaida und Osama bin Laden erkannt. Er sprach davon, dass es das ultimative Ziel vom 11.September gewesen sei, die U.S.A. in eine endlose Kampagne zum Militarismus und Militärausgaben zu provozieren, welche letztendlich die U.S.A schwächen und auch zur Pleite bringen. Ähnlich wie die sowjetisch, militärischen Abenteuer Mitte der 1980er Jahre dabei halfen, die Sowjetunion zu stürzen. Und wir scheinen Spaß dabei zu haben, ihnen in die Karten zu spielen. Das Ziel ist nicht nur, uns in militärische Abenteuer zu verwickeln, die uns letztendlich wirtschaftlich schwächen. Sondern auch, so sagte der IS, eine Spaltung zwischen westlichen Muslimen und den Gesellschaften in deren sie leben zu forcieren, um die von der IS so genannten „Grauzonen“ zu löschen. Das sind westliche Muslime, Migranten erster Generation,die in diesen Ländern geboren sind. Sie sollen sich dadurch ausgegrenzt fühlen, dass sie sich im Prinzip zwischen dem IS und diesen Regierungen entscheiden müssen und sich dabei von ihrem eigenen Land so ausgegrenzt fühlen, dass sie zum Extremismus getrieben werden. Ironischerweise, nochmal, scheint der beste Freund des IS die westliche Politiker zu sein. Wie Sie von Ted Cruz hören, wie Sie von Donald Trump hören, der eigentlich bei jedem Terrorangriff die Muslime oder den Islam als Schuldigen darstellen will. Dies führt letztendlich zu Nichts, außer einer Verstärkung der Spaltung die der IS in das Herz von jedem Muslimen in westlicher Gesellschaft lebend, treiben will.


VIDEO: Glenn Greenwald über die Terroranschlaege in Bruessel (ENGLISCH)

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Klicken Sie hier für eine ausführliche Analyse von Glenn Greenwald über die Medienberichtserstattung über den Terrorangriff in Brüssel.
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Quellenangabe:


 

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