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Methan

Studie warnt: Freisetzung von arktischem Methan “Könnte apokalyptische Folgen haben”

5. April 2017

Studie warnt: Freisetzung von arktischem Methan “Könnte apokalyptische Folgen haben”


Dieser Artikel wurde von Dahr Jamail geschrieben und ist ursprünglich auf “Truthout” erschienen. acTVism Munich hat dieses Interview ins Deutsche übertragen.


Eine wissenschaftliche Studie, die im Dezember 2016 in der angesehenen Zeitschrift Palaeoworld veröffentlicht wurde, gab eine schreckliche und möglicherweise prophetische Warnung aus, die in den Medien wenig Aufmerksamkeit erfuhr.

„Die globale Erwärmung, die durch die massive Freisetzung von Kohlendioxid ausgelöst wird, könnte katastrophal sein“, so das Ergebnis der Studie. „Aber die Freisetzung von Methan aus Hydrat könnte apokalyptische Folgen haben.“

Die Studie mit dem Titel „Methanhydrat: Die Killer-Ursache für das größte Massenaussterben auf der Erde“ betont die Tatsache, dass die bedeutendste Einflussgröße während des Massenaussterbens im Perm, das sich vor 250 Millionen Jahren ereignete und 90 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten auf dem Planeten auslöschte, Methanhydrat war.

Im Zuge dieses Massenaussterbens überlebten weniger als 5 Prozent der im Meer lebenden Tierarten und weniger als ein Drittel der großen Landtierarten. Fast alle Bäume starben aus.

Methanhydrat, so das US-Büro für Fossile Energie, „ist ein käfigförmiges Gitter von Eis, in dessen Inneren sich Methanmoleküle befinden, der Hauptbestandteil von Erdgas.“

Während es keinen wissenschaftlichen Konsens über die Ursache des Massenaussterbens im Perm gibt, wird allgemein angenommen, dass durch massiven Vulkanismus entlang der Sibirischen Küste in Russland enorme Mengen von CO2 in die Atmosphäre abgegeben wurden. Dies führte zu einer ausreichenden Erwärmung, die die plötzliche Freisetzung von Methan aus dem arktischen Meeresboden bewirkte, die einen unkontrollierbaren Treibhauseffekt auslöste, der wiederum zum Anstieg des Meeresspiegels, einem Rückgang der Sauerstoffsättigung, großen Veränderungen in der ozeanischen Zirkulation, dem Übersäuern der Ozeane sowie weltweiten Dürren an Land führte.

Der Rahmen, den die Menschen durch die industrielle Wachstumsgesellschaft geschaffen haben, begünstigt bereits diese Folgeerscheinungen, die sich wahrscheinlich weiter verschlechtern werden.

„Aus dem Ende des Perm lassen sich für die Menschheit wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Probleme ziehen, die sich heute durch Treibhausgasemissionen, globale Erwärmung und Klimawandel ergeben“, stellt die Studie abschließend fest.

Mit dem anhaltenden weltweiten Anstieg der CO2-Konzentration von Jahr zu Jahr wird auch die Bedrohung durch abrupte Methanausbrüche weiter zunehmen.

Die Methan-Zeitbombe

Die Methanhydrat-Situation wird schon seit Jahren als Arktische Methan-Zeitbombe bezeichnet und ist intensiv erforscht worden.

Eine wissenschaftliche Analyse des britischen Met Office aus dem Jahr 2010, die in der Fachzeitschrift Review of Geophysics veröffentlicht wurde, macht deutlich, dass die zeitliche Dauer für die Freisetzung von Methan in der Arktis „für Hydrate in flachen Gewässern viel kürzer wäre, so wie im Arktischen Ozean“ und ergänzt, dass „ein signifikanter Anstieg von Methanemissionen wahrscheinlich ist und Ausstöße von katastrophaler Menge nicht ausgeschlossen werden können… Das Risiko einer raschen Zunahme von [Methan]-Emissionen ist real.“

Eine Studie aus dem Jahr 2011 über das Eastern Siberian Arctic Shelf (ESAS), die von mehr als 20 Arktis-Experten durchgeführt wurde und im Forschungsbericht der Russischen Akademie der Wissenschaften veröffentlicht wurde, kam zu dem Schluss, dass das Schelf bereits eine riesige Methanquelle für die Atmosphäre war. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Methankonzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau war, das „eine beträchtliche und sogar katastrophale Erwärmung der Erde“ verursachen könnte.

Wissenschaftler warnen uns seit Jahren vor den schwerwiegenden Folgen von Methanhydraten in der Arktis und welche zerstörerische Bedrohung das freigesetzte Methan für den Planeten potentiell darstellt. Es gab sogar eine Studie, die zeigte, dass in der Arktis freigesetztes Methan einen „katastrophalen Klimawandel“ auslösen könnte, der die globale Wirtschaft 60 Billionen Dollar kosten würde.

Natürlich würde dieses Ausmaß an planetarer Erwärmung wahrscheinlich das meiste Leben auf der Erde auslöschen, so dass der wirtschaftliche Schaden, ungeachtet seiner Höhe, belanglos wäre.

„Jederzeit möglich“

Das ESAS ist das größte Eisschelf der Welt, das mehr als 2 Millionen Quadratkilometer umfasst, oder 8 Prozent der weltweiten Gesamtfläche des Kontinentalschelfs.

Im Jahr 2015 sprach Truthout mit Natalia Shakhova, einer wissenschaftlichen Dozentin an der Universität von Alaska, dem International Arctic Research Center von Fairbanks, über die Methanemissionen des ESAS.

Diese Emissionen neigen aus einer Vielzahl von Gründen zu einem nicht-allmählichen (massiven, abrupten) Verhalten“, erzählte sie Truthout. „Der Hauptgrund liegt darin, dass die Natur wesentlicher Prozesse, die in Verbindung mit Methanfreisetzung aus submarinem Permafrost stehen, nicht allmählich ist.“

Shakhova warnte davor, dass ein 50-Gigatonnen – das heißt 50-Milliarden-Tonnen – großer „Ausstoß“ von Methan aus dem tauenden arktischen Permafrost unter dem ESAS „jederzeit möglich ist“.

Dies bedeute, so Shakhova, dass die Methanfreisetzung aus zerfallenden Methanhydraten zu Emissionsraten führen könnte, deren Größenordnung sich innerhalb weniger Minuten ändern könnte, und dass es alles andere als „sanft, allmählich oder kontrolliert“ sei. Sie beschrieb es als „eine Art Freisetzung [das] der Öffnung einer unter hohem Druck stehenden Pipeline gleicht.“

Mit anderen Worten, wir könnten nichtlinearen Freisetzungen von Methan bevorstehen, in Mengen, die nur schwer vorstellbar sind.

Eine Studie, die in der angesehenen Zeitschrift Nature im Juli 2013 veröffentlicht wurde, bestätigte, wovor Shakhova uns seit Jahren gewarnt hat: Ein 50-Gigatonnen-„Ausstoß“ von Methan aus dem tauenden arktischen Permafrost unter dem ostsibirischen Meer ist durchaus denkbar.

Ein solcher „Ausstoß“ wäre das Äquivalent von mindestens 1.000 Gigatonnen Kohlendioxid. (Zum Vergleich, seit dem Jahr 1850 haben die Menschen rund 1.475 Gigatonnen Kohlendioxid freigesetzt.)

Das britische Met-Büro beurteilt die 50-Gigatonnen-Freisetzung als „plausibel“ und fügte in einer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema hinzu: „Dies könnte eine etwa 12-fache Erhöhung der aktuellen atmosphärischen Methanbelastung mit anschließend katastrophaler Treibhauserwärmung verursachen.“


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