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Syrien-Angriffe

Fünf führende US-Zeitungen loben Syrien-Angriffe in 18 Stellungnahmen – Keine davon ist kritisch

26. April 2017

Fünf führende Zeitungen loben Syrien-Angriffe in 18 Stellungnahmen – Keine davon ist kritisch

Von Adam Johnson


Fünf große US-Zeitungen – die New York Times, Washington Post, USA Today, Wall Street Journal und New York Daily News – boten keinen Raum für Meinungen, die Donald Trumps Luftangriffe von Donnerstagnacht [06.04.17] kritisierten. Im Gegenteil, die fünf Zeitungen veröffentlichten insgesamt 18 Meinungskommentare, Kolumnen oder Artikel mit „Nachrichten-Analysen“ (vermummte Meinungsbeiträge), die die Angriffe entweder lobten oder dafür kritisierten, dass sie nicht scharf genug gewesen seien:

New York Times

  • After the Missiles, We Need Smart Diplomacy on Syria (4/7/17)
  • Acting on Instinct, Trump Upends His Own Foreign Policy (4/7/17) (originally headlined “On Syria
  • Attack, Trump’s Heart Came First”—presumably changed due to social media mockery)
  • Trump Raises the Stakes for Russia and Iran (4/7/17)
  • Syria’s ‘Conundrum’: Limited Strikes Risk Entrenching Assad’s Strategy (4/7/17)

Washington Post

  • Editorial: Trump’s Chance to Step Into the Global Leadership Vacuum (4/7/17)
  • Trump Enforces the ‘Red Line’ on Chemical Weapons (4/6/17)
  • Trump Has an Opportunity to Right Obama’s Wrongs in Syria (4/6/17)
  • Syrian Opposition Leader: Trump Has a Chance to Save Syria (4/7/17)
  • Was Trump’s Syria Strike a Moral Impulse or a Policy Change? (4/7/17)
  • Will Trump’s Decision to Strike Syria Reset His Presidency? (4/7/17)
  • Trump Might Be Going to War. But He Has No Plans for Establishing Peace (4/7/17) (Obwohl der Bericht Trump kritisiert, beginnt er mit der Aussage, dass die Raketenangriffe eine „angemessene Antwort auf einen Akt unaussprechlichen Horrors“ waren.)

Wall Street Journal

  • Editorial: Trump’s Syria Opportunity (4/7/17)
  • With Strike on Syria, Trump Sends a Global Message (4/7/17)

USA Today

  • Editorial: Trump Pulls the Trigger in Syria (4/7/17)
  • Syria Missile Strike Could Lead to Political Solution (4/7/17)

Daily News

  • Praise Trump’s Syria Action, but Question His Explanation (4/7/17)
  • Trump’s Syria Response Raises Urgent Questions (4/7/17)
  • Trump’s Syria Action: A Limited Strike for a Specific Purpose (4/7/17)

Einige, wie „Das Rätsel um Trumps Syrien Angriff“ (New York Times, 4/7/17) und „War der Syrien-Angriff legal? Das weiß nur der Kongress“ (USA Today, 4/7/17) waren wertneutral – weder ausdrücklich für noch gegen die Angriffe.

Die Berichterstattung der TV-Nachrichtensender war gleichermaßen anbiedernd. In den Stunden unmittelbar nach dem Angriff zeigte MSNBC eine scheinbar nie endende Reihe militärischer Offiziere und Reporter, die die Behauptung, dass die Angriffe „verhältnismäßig“ und „begrenzt“ gewesen seien, unkritisch wiederholten. MSNBC bot keiner einzigen abweichenden Stimme Redezeit, bis vier Stunden nach Beginn der Angriffe, als der Moderator Chris Hayes um Mitternacht nach eigenen Angaben zwei Gäste empfing, die sich gegen die Luftangriffe aussprachen. MSNBC-Moderator Brian Williams geriet ein wenig in Schwierigkeiten, als er ein Video liebevoll bewunderte, das vom Pentagon geschickt wurde und Tomahawk-Raketen zeigte, die von US-Marineschiffen abgefeuert wurden (FAIR.org, 4/7/17).

Der von CNN als „Militärexperte“ oft befragte US-Generalleutnant Mark Hertling wiederholte sich immer wieder – wie nach Drehbuch – die Angriffe seien „kühn, taktisch“ gewesen. CNN‘s Fareed Zakaria überhäufte Trump am Freitagmorgen mit Lob (4/7/17, FAIR.org, 4/7/17), als er zu Moderatorin Alisyn Camerota sagte, „Ich denke, Donald Trump ist zum Präsident der Vereinigten Staaten geworden …. Das war ein großer Moment.“

Aufgrund der überwiegend parteiübergreifenden Unterstützung der Luftangriffe war es vorhersehbar, dass die Medienkonzerne folgen würden. Kein Grund zur Diskussion über die Moral oder Nützlichkeit der Angriffe, denn die Szene spielte sich wie üblich ab: Diktator verübt angeblich  Menschenrechtsverletzungen, Medien rufen Machthaber auf, „etwas zu tun“, und die tickende Zeitbombe zwingt zu sofortigem Handeln, damit wir auf der „globalen Bühne“ nicht „schwach“ aussehen. Alles, was von diesem Narrativ abweicht, bekommt bestenfalls symbolische Aufmerksamkeit.


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Adam Johnson ist Analyst für FAIR.org. Sie finden ihn auf Twitter unter @AdamJohnsonNYC.


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